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12.03.2024

Influencer*innen und politische Akteur*innen treiben die Online-Debatte über sexuelle Gewalt in Marajó voran, so eine Analyse der Hochschule für Kommunikation, Medien und Information der Fundação Getulio Vargas

Studie analysiert die Debatte über den Vorfall seit 2019 und weist auf Veränderungen in der öffentlichen Haltung hin

Seit 2018 werden Vorwürfe wegen sexueller Ausbeutung auf der Insel Marajó untersucht, doch erst 2019 erlangte das Thema landesweite Aufmerksamkeit, als die damalige Ministerin für Familie und Menschenrechte und aktuelle Senatorin, Damares Alves, eine Rede hielt. Im Februar dieses Jahres rückte das Thema in den sozialen Medien erneut in den Vordergrund, nachdem ein Video eines von der Gospelsängerin Aymeê geschriebenen Liedes, das den Vorfall anprangert, viral ging. Laut der Analyse der FGV-ECMI wurde das Thema im Jahr 2024 zusätzlich zu den traditionellen Medien auch von Influencer*innen und Klatschseiten in den sozialen Medien aufgegriffen.

2019 und 2022 wurden Diskussionen darüber vorwiegend negativ rezipiert, weil die von Damares Alves gemachten Vorwürfe nicht durch Beweise untermauert waren, obwohl sie von Medienkanälen, feministischen Seiten und politischen Akteur*innen kommentiert wurden. Dieses Jahr wurde das Thema anders aufgegriffen. Die Analyse der Diskussionen zwischen dem 20. und dem 24. Februar deutet auf eine soziale Mobilisierung rund um das Thema hin. Es wurde vorwiegend durch rechte Profilseiten von Anhänger*innen des ehemaligen Präsidenten Jair Bolsonaro diskutiert, welche 45,4 % der Interaktionen und 32,2 % der Profilseiten ausmachten. Progressive Profilseiten wie die der Sängerin @juliette entsprachen 39,9 % der Profilseiten und neigten zu weniger politisierten Debatten.

Die rechten Profilseiten warfen der Linken, der Presse, Influencer*innen und Künstler*innen Heuchelei vor, da sie sich erst 2024 mit dem Thema befasst hätten. Außerdem hätten sie sich die durch die Rechte mobilisierte Aufmerksamkeit angeeignet, um die „Dringlichkeit“ wirksamer Maßnahmen im Marajó-Archipel darzulegen. Die Linke kritisierte weiterhin die Senatorin Alves und stellte sowohl die Beschäftigung evangelikaler NGOs mit dem Thema in Frage als auch die Beteiligung der Sängerin Aymeê in rechtsextremen Kreisen.

Die Anzahl der gesponserten Beiträge auf Facebook und Instagram erreichte einen Höhepunkt am 23. Februar, nachdem die Debatte am 21. und 22. durch den Anstieg der Zahl organischer Erwähnungen vorangetrieben wurde, was auf den Versuch hindeuten könnte, dem Thema mehr Reichweite zu verleihen. Diese Taktik wurde hauptsächlich von Parlamentarier*innen angewandt, aber auch Medienkanäle und Unterhaltungsseiten waren an diesem Prozess beteiligt.

Die Plattformen entfernten jedoch 61,8 % der gesponserten Beiträge, da sie mindestens gegen eine der Nutzungsbedingungen verstießen. Dies könnte darauf hindeuten, dass sie zum großen Teil aufgrund von Falschinformationen entfernt wurden. Ein Beispiel für entfernten Inhalt war ein Posting des Influencers Carlinhos Maia, in dem er eine Aussage von Alves wiedergab, laut der die Zähne der Marajó-Kinder für Oralsex gezogen worden seien. Auch 74 von der Seite „Ajude Marajó“ (Hilf Marajó) geteilte Postings, darunter die Rede Maias, wurden entfernt.

Die vollständige Umfrage finden Sie hier.

 

Die Äußerungen von Mitarbeiter*innen der Fundação Getulio Vargas, die in Artikeln und Interviews anderweitiger Kommunikationskanäle getätigt werden, entsprechen ausschließlich den Meinungen der Autor*innen und nicht notwendigerweise der institutionellen Haltung der FGV. FGV-Verordnung Nr. 19/2018.